Entstehungsgeschichte des Buchs ‹Eine Prise Leidenschaft›

In Buch ‹Eine Prise Leidenschaft› werden 81 Köchinnen und Köche vorgestellt, je drei pro Kanton und drei aus dem Fürstentum Liechtenstein. Darunter hat es Köche, die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurden oder Gault-Millau-Punkten erhalte haben. Aber auch solche ohne

‹Dekorationen›, Gelernte und Ungelernte, alte Hasen und junge Quereinsteiger oder Köche, die im elterlichen Restaurant aufgewachsen sind, und für die nie ein anderer Beruf in Frage gekommen wäre. Es hat Küchenchefs darunter, die durchaus auch als Treuhänder arbeiten könnten und ‹verrückte Kerle›, die sich vermutlich nie in einen hierarchisch strukturierten Betrieb eingliedern liessen. Sie kochen gutbürgerlich, schweizerisch, französisch, italienisch, thailändisch, asiatisch, vegetarisch, vegan oder eine Kombination von mehreren Einflüssen. Eines haben sie alle gemeinsam: die Leidenschaft für ihren Beruf. Trotz aller Widrigkeiten kochen sie jeden Tag und freuen sich auf die positiven Reaktionen ihrer Gäste.

Wir wurden oft gefragt, wie wir diese 81 Kochenden ausgesucht haben. Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn wir berücksichtigten zuerst einmal Kriterien wie die Beurteilungen auf den Social-Media Plattformen, Bücher von Gastrokritikern, Zeitungsartikel, die Webseiten der Betriebe selbst und anderes mehr. Und es gab geografische Voraussetzungen; so wollten wir beispielsweise in einem grossen Kanton nicht nur Restaurants aus der Kantonshauptstadt besuchen. Um einen möglichst breiten Querschnitt zu zeigen, wollten wir auch verschiedene Kochstile und Herkunftsländer berücksichtigen. Und ganz zuletzt entschied das viel gelobte Bauchgefühl. Ist das ein Restaurant, in dem ich gerne essen gehen würde? Wirken der Koch, die Köchin auf dem Foto der Webseite sympathisch? Ist es ein angestellter Koch oder ein selbständiger Unternehmer? Wie lange gibt es den Betrieb bereits? All dies zusammen führte zu einer – natürlich subjektiven – Auswahl.

Nachdem die Liste mit allen Angaben bereit war, ging es ans Organisieren der Besuche. Eigentlich waren die ersten für November 2021 geplant, doch aufgrund der Coronamassnahmen konnten wir die ersten Termine erst auf März 2022 vorsehen. Mit der Zeit entwickelten wir eine Art Routine: zuerst verschickten wir ein Email mit der Erklärung des Projekts und der Bitte, uns mögliche Besuchstermine bekannt zu geben. Gewisse Betriebe reagierten wunschgemäss innert kurzer Zeit, und wir konnten einen Termin vereinbaren. Anfänglich konnten wir manchmal zwei Besuche an einem Tag einplanen, die geografisch einigermassen beieinander lagen, später war dies nicht mehr möglich. Diejenigen Köche oder Köchinnen, die nicht reagierten, erhielten nach rund einer Woche ein zweites Email mit der erneuten Bitte, uns zu kontaktieren. Aufgrund dessen ergaben sich ein paar weitere Besuchsmöglichkeiten. Dann wurde es schwierig, denn nun kam die ‹Telefon-Phase›. Wir stellten fest, dass gewisse Köche unser Email nicht erhalten hatten, weil es nicht an sie weitergeleitet worden oder im Spam-Ordner gelandet war. Nochmaliges Schicken des Mails, Vereinbaren eines Termins. Es gab Zusagen in Form von «Danke, dass Sie mir diese Möglichkeit geben»; aber auch Absagen: keine Zeit (verständlich), kein Interesse (warum nicht, es ist gratis) und die eine Antwort aus einem Innerschweizer Kanton, die zuerst für Frust, dann für Erheiterung sorgte: «Ich bruuchen e kchä Buech!» In solchen Fällen bedeutete dies: zurück an den Start.

Insgesamt haben wir 84 Köchinnen und Köche besucht; drei ‹verloren› wir zwischen unserem Besuch und dem Senden des Artikels für die Abnahme. Sie waren nicht mehr in dem Restaurant tätig und hatten keine Adresse hinterlassen. Wir haben insgesamt 16 166 Kilometer zurückgelegt, den grössten Teil davon leider per Auto (aufgrund des Materials für die Foto- und Filmaufnahmen wie mehrere Leuchten, Stative, Objektive, Akkus und anderes mehr). Am weitesten entfernt von Basel waren Lugano (264 km) und Sézegnin (262 km), die längste Anfahrt dauerte von Basel aus über dreieinhalb Stunden und führte uns auf einem 6 km langen Natursträsschen nach ‹Chäserstatt› im Obergoms. Wir waren auf dem ‹Alpentower Hasliberg› auf 2250 m Höhe, an historischen Stätten wie Morgarten, Altdorf und Sarnen und sind an Orten gewesen, die wir sonst niemals besucht hätten. Es gab schreckliche Momente, wo wir Mitte Juli bei 38 Grad stundenlang an der Sonne im Stau standen oder Ende Juli in sintflutartigem Regen nach Morgarten fuhren. Die schönen Moment waren ein paar Mittagessen am Ufer von einem der schönen Schweizer Seen, eine Nacht im (kühlen) Mathon, Graubünden, je ein kurzes Bad im Genfer- und Ägerisee. Speziell war auch die vorbeibrausende Tour de Suisse, die uns unfreiwillig eine Stunde ausharren liess.

Aber das Allerschönste von allem waren die Begegnungen. Wir durften wunderbare, interessante, spezielle, ‹kurrlige›, fantasievolle und engagierte Menschen kennenlernen. Sie alle haben uns bereitwillig an ihrem Leben, ihren Sorgen und Freuden teilhaben lassen, haben von ihren Wünschen und Bedenken erzählt und vom Wichtigsten in ihrem Leben: der Leidenschaft für das Kochen! Am meisten hat uns gefreut, wenn jemand sich im grössten Stress hinsetzte und nach 45 Minuten fragte: «Was, sind wir schon fertig?»

Wir haben Gespräche auf schweizerdeutsch, hochdeutsch, französisch, englisch und italienisch (nun ja, eher mit Händen und Füssen) durchgeführt und alle aufgezeichnet (inklusive dem Geklapper von Geschirr am Buffet, lauter Ländlermusik im Hintergrund, regem Diskutieren von anderen Gästen, Verkehrslärm von offenen Fenstern, Klopfgeräuschen aus der Küche und vielem mehr). Anschliessend wurden alle Tonaufnahmen abgetippt (ein grosses Merci an Ruth Canova und Monika Marti!) und ausgedruckt; sie bildeten so die Basis für die Artikel. Die Rezepte im Buch hat man uns erzählt, digital übermittelt oder auf einem Zettel mitgegeben; sie galten für zwei, vier, acht, sechzehn oder eine unbestimmte Zahl von Personen und enthielten sämtliche Masseinheiten von Gramm über ‹öbben e Hampfle› bis zu

‹Handgelenk mal Pi›. Wir hoffen, wir habe alle in eine ‹nachkochbare› Form gebracht!

Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre dieses Buchs ebenso viel Freude an diesen Gesprächen, wie wir Sie hatten.