Hermann Haeseli
von 121 Lehrern unterrichtet
Hermann Haeseli ist als Schaustellerkind auf der Kilbi aufgewachsen und eignete sich so das nötige Wissen für seinen Beruf an. Die Eltern zogen von Ort zu Ort und von Platz zu Platz, was für ihn praktisch jede Woche einen Schulwechsel bedeutete.
Hermann Haeseli
von 121 Lehrern unterrichtet
Hermann Haeseli ist als Schaustellerkind auf der Kilbi aufgewachsen und eignete sich so das nötige Wissen für seinen Beruf an. Die Eltern zogen von Ort zu Ort und von Platz zu Platz, was für ihn praktisch jede Woche einen Schulwechsel bedeutete.
Es rumpelt und knallt, wenn die Wägelchen des Autoscooters, auf Baseldytsch «Botschauteli», der Familie Haeseli auf der Bahnoberfläche zusammenstossen. Die Fähnchen an den Stangen oben flattern wild, und fröhliches Gekreische ertönt im farbig-bunten Lichtspiel der vielen Lämpchen. Hermann Haeseli ist in der fünften Generation Schausteller und hat den Autoscooter 1992 von seinem Vater übernommen, nun führt sein Sohn dieses Geschäft.
Die Bahn mit Jahrgang 1964 ist noch immer im Originalzustand, und wird natürlich entsprechend unterhalten. So werden jeden Winter die kompletten Fahrgeschäfte (Haeselis haben mehrere Bahnen) vom Motor über die Aussenflächen bis hin zur Beleuchtung überholt, revidiert, neu gespritzt und auch bemalt – notabene alles von Haeselis selbst. Sie verfügen dazu in ihrem Winterquartier über eine komplett eingerichtete Werkstatt.
Hermann Haeseli ist als Schaustellerkind auf der Kilbi aufgewachsen und eignete sich so das nötige Wissen für seinen Beruf an. Die Eltern zogen von Ort zu Ort und von Platz zu Platz, was für ihn praktisch jede Woche einen Schulwechsel bedeutete. Hermann Haeseli bekam ein so genanntes Reisezeugnis und hatte insgesamt, wie er sagt, 121 Lehrer. Nur im Winter, den die Familie Haeseli in Basel verbrachte, ging er für zwei, drei Monate am gleichen Ort zur Schule. Der Vater stammte – wie fast alle Haeselis – ursprünglich aus Frick, erwarb aber 1962 das Basler Bürgerrecht. So besuchte Hermann Haeseli die Primarschule im Rosentalschulhaus und ging anschliessend im Thomas Platter-Schulhaus zur Schule.
Das Ganze war sehr pragmatisch geregelt: Dort wo er sich grade aufhielt, ging er eben zur Schule, trotzdem machte der ‹Kantönligeist› das Wanderleben nicht einfacher. So kam es vor, dass eine Gemeinde ein Französisch-Buch im Unterricht verwendete, und die Nachbargemeinde ein anderes… Da hiess es: Büffeln und nachholen. Heute ist ein solcher Schulbesuch nicht mehr möglich, oder auch nur vorstellbar. Hermann Haeseli merkte die Entwicklung an seinen eigenen Kindern, die einen Altersunterschied von 14 Jahren haben. Den älteren Sohn konnten sie noch auf die Reise mitnehmen und unterwegs zur Schule schicken, bei der jüngeren Tochter ging das nicht mehr.
Hermann Haeselis dunkle Augen blicken verschmitzt, während er von seiner Schulzeit erzählt. Er hat daran gute Erinnerungen, auch wenn das Leben hart war. Nach Schule und Hausaufgaben stand Helfen auf dem Plan: «Das war so. Früher auf den Bauernhöfen haben die Kinder ja auch alle gearbeitet, das war normal.» Hermann Haeseli strahlt Ruhe aus. Er hat schon manchen Lebenssturm gemeistert und sich seinen Humor bewahrt. Haeselis sind ein Familienbetrieb im wahrsten Sinne des Wortes. Alle halfen und helfen mit, wie und wo immer es möglich ist. Trotzdem brauchen auch sie zusätzliche Angestellte, um die Arbeit bewältigen zu können. Je nach Jahreszeit kommen neben zwei bis vier Festangestellten für Auf- und Abbau oder für die Spitzenzeiten weitere Helfer dazu. An den Wochenenden können zehn bis zwölf Leute nötig sein. Allein um den Autoscooter aufzubauen, braucht es zweieinhalb Tage, denn das Geschäft muss beim Aufbau auf den Millimeter genau ausnivelliert werden: «sonst passt da nichts mehr zusammen. Die Autos fahren schliesslich nicht bergauf...»